Erster Motorflug der Luftfahrtgeschichte
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Warum der hannoversche Luftfahrtpionier endlich gewürdigt werden muss
An der Schwelle des 19. zum 20. Jahrhundert ist der Gedanke, sich mit Motorkraft von der Erde zu lösen, zahlreichen mehr oder weniger talentierten Pionieren in aller Welt in den Sinn gekommen. Zum Beispiel in den USA, in Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Russland, aber eben auch in Deutschland (siehe Seite: Die Beweise mit dem Artikel „Die großen Trommler”, erschienen im Luftfahrt-Fachmagazin AERO International).
Da vor allem jenseits des Atlantiks permanent vermittelt und gepriesen wird, dass vor den Gebrüdern Wright kein anderer Motorflug stattgefunden habe, hat der Arbeitskreis Technik- und Industrie-Geschichte in der Region Hannover gemeinsam mit der hannoverschen Haus & Grund Bürgerstiftung und der Flughafen Hannover GmbH die Aktion „Das Jatho Projekt” organisiert. Ziel ist es, den Motordrachen des Hannoveraners Karl Jatho nachzubauen und erneut an den Start zu bringen.
Auf der Grundlage sorgfältiger Recherchen und beglaubigter Dokumente sind vor allem folgende Verdienste des Pioniers nicht zu bestreiten:
Am 17. Dezember 1903 gelang Orville Wright in den Sanddünen von Kitty Hawk angeblich der erste Motorflug der Luftfahrtgeschichte. Während die Gebrüder Wright sich aber einer Katapult-Startvorrichtung bedienten und zusätzlich den Hangaufwind nutzten, hob Karl Jatho unter ausschließlicher Nutzung der eigenen Motorkraft von ebener Erde ab. Es war der 18. August 1903, fast auf den Tag genau 4 Monate vor Orville Wright.
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Wenn Jatho bei seinem Erstflug, ausgeführt mit einem Dreidecker, auch nur 18 Meter in knapp einem Meter Höhe schaffte, so gelangen ihm im November 1903, also immer noch einen Monat vor Wright, eine Reihe weiterer Flüge bis 60 Meter Weite und gut drei Metern Höhe.
Jatho verwendete inzwischen statt des „Dreiflächlers” einen „Zwei- flächler”, wie er seine Konstruktion nannte. Eben dieser – ohne Zweifel vor der amerikanischen Konkurrenz erfolgreiche – Doppeldecker sieht nun in einem Hangar des Flugplatzes Fürstenwalde seiner Wiedergeburt entgegen.
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Im Gegensatz zu den Gebrüdern Wright legte der Hannoveraner Karl Jatho Wert darauf, dass dem Piloten in seinen Konstruktionen ein Sitz zur Verfügung stand. Die komplizierte Bedienung der Steuerelemente aus liegender Position heraus hielt er für problematisch.
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Jatho war, lange bevor jemand in USA dieses Thema für wichtig hielt, die Notwendigkeit eines „Rollfeldes” für Motorflüge bewusst. Somit gilt er als Initiator des ersten Flugplatzes der Welt.
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Am 31. Juli 1907 wurde, auf Jathos Anregung hin, in der Nähe der Lister Mühle auf der hannoverschen Vahrenwalder Heide der Bau der ersten „Fahrbahn für Flugapparate” genehmigt. Zuvor hatte der emsige Pionier seine bisher 180 Meter lange Bahn auf eigene Kosten auf 300 m Länge und 2,5 m Breite ausbauen lassen.
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Jatho’s Zweiflächler wird von Soldaten bewacht
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Karl Jatho sitzend am Steuer, wie heutige Piloten
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Der Zweiflächler vor dem Start auf der Vahrenwalder Heide
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Um die späte Würdigung des hannoverschen Flugpioniers Karl Jatho hat sich auch Wolfgang Leonhardt bemüht, dessen Onkel einst als Monteur an einigen späteren Jatho-Konstruktionen beteiligt war. Leonhardt hat eine faktenreiche Biografie verfasst, die unter dem Titel „Karl Jathos erster Motorflug 1903” erschienen ist.
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(ISBN 3-8311-3499-5)
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Gunter Hartung
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